Von der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz über den schicken Kurfürstendamm schlendern und nur wenige Straßen weiter in einem der vielen bunten Asia-Imbissen in der trubeligen Kantstraße authentische chinesische Dim-Sum genießen oder in skurrilen Ein-Euro-Läden stöbern? In Charlottenburg liegt gediegener Charme und exotisches Großstadtflair gleich nebenan. Was mich am Bezirk Charlottenburg vor allem fasziniert ist genau diese Vielfalt. Sicher, zu einem hippen Trendbezirk wie Kreuzberg oder Neukölln wird er vielleicht in den nächsten Jahren nicht mehr werden. Aber vielleicht ist es auch gerade das, was ich an ihm so mag: dass er in all den Jahren so bodenständig geblieben ist.
In meiner neuen Blogserie „Meine Lieblingsorte in Berlin-Charlottenburg“ möchte ich Euch zeigen, wo es mich bei meinen Streifzügen durch meinen Heimatbezirk immer wieder hinzieht, wo Ihr Euch vom Alltagsstress erholen oder eine gute Tasse Kaffee genießen könnt. Oft lassen sich eben auch direkt vor der Haustür ungewöhnliche Orte entdecken. Heute möchte ich bereits drei meiner Lieblingsorte in Berlin-Charlottenburg vorstellen. Viel Spaß!
1. Prachtvoller Namensgeber des Bezirks: Das Schloss Charlottenburg
Was wäre Charlottenburg ohne das namensgebende Schloss Charlottenburg? Aus diesem Grund schlage ich Euch vor, bei Eurer Erkundungstour durch diesen bunten und vielfältigen Bezirk am besten dort zu starten. Eingeweiht im Jahre 1699 diente das prächtige Schloss der Königin Sophie Charlotte als Sommerresidenz. Später ließ Friedrich der Große das Schloss im Stil des Rokoko erweitern und wohnte dort bis zu seinem Umzug in das berühmte Potsdamer Schloss Sanssouci. Heute, angesichts des stark befahrenen Spandauer Damms, nur noch schwer vorstellbar: Damals lag das Schloss weit draußen vor der Stadt im Grünen. In der Orangerie und im prachtvollen Barockgarten befanden sich in den Sommermonaten über 500 Apfelsinen- und Zitronenbäume – die reinste Idylle! Doch auch heute müsst Ihr nur wenige Schritte gehen, um nichts mehr vom Lärm der Straße mitzubekommen und im Grünen entspannen zu können.Bei einem Rundgang durch das Schloss könnt Ihr eine Menge spannende Hintergrund-Informationen über die Geschichte dieses eindrucksvollen Baus und seine berühmten Bewohner erfahren. Kultur-Fans sollten daher unbedingt im Schloss-Museum vorbeischauen. Ich muss zugeben, dass ich selbst – obwohl ich so nah am Schloss wohne – mich sehr lange vom recht hohen Eintrittspreis (10 Euro!) abschrecken lassen habe. Erst im letzten Sommer bin ich anlässlich der Langen Nacht der Museen endlich mal im Schloss gewesen – und habe es nicht bereut! So viele kostbare Rokoko-Verzierungen habe ich in meinem Leben noch nie an einem Ort gesehen und es ist einfach ein tolles Gefühl durch die endlos langen Gänge und gut restaurierten Salons, Wohn- und Schlafgemächer von Königin Sophie-Charlotte zu schlendern. Eine spannende und sehr eindrucksvolle Zeitreise in das 18. Jahrhundert – und das direkt in meiner Nachbarschaft!
Der Schlosspark wird auch heute nach wie vor sehr sorgfältig gepflegt und ist das ganze Jahr über eine tolle Route für einen schönen Spaziergang. Schon seit meiner Kindheit liebe ich es, am Schlossteich entlang zu laufen und die Leute beim Entenfüttern zu beobachten, im Winter auf dem zugefrorenen Teich Schlittschuh zu laufen oder im Sommer am Ufer der Spree zu lesen oder auf dem neu angelegten Radweg Richtung Berlin-Mitte zu radeln. Weiter hinten im Park gibt es außerdem große Rasenflächen, auf denen ihr wunderbar picknicken, Federball spielen oder einfach entspannen könnt. Für mich ist der Schlosspark einer der schönsten Orte Berlins.
2. Café Röstwerk
Vor allem der Kiez rund um den Klausener Platz hat sich in den letzten Jahren zu einem sehr schönen Wohnquartier mit vielen besonderen Boutiquen und Cafés entwickelt. Erst kürzlich habe ich das neu eröffnete Café Röstwerk für mich entdeckt. In warmer Wohnzimmeratmosphäre mit grünlackierten Holztischen und kreativen Wandbemalungen könnt Ihr Euch hier durch sämtliche Kaffee-Sorten probieren. In der Mitte des Innenraums steht ein großer Kaffeeröster. Ist der nur Deko? „Nein, hier rösten wir tatsächlich den ganzen Kaffee, den es im Röstwerk gibt“, erklärt mir die freundliche Inhaberin Louise Bartholomew-Günther, die das Café seit Oktober 2015 zusammen mit ihrem Geschäftspartner betreibt. Die beiden freuen sich natürlich sehr, dass ihr Café im Kiez bereits so viel Anklang gefunden hat.
Ob klassischer Café au lait, spanischer Cortado mit Kondensmilch oder leckere Espresso-Kreationen – hier findet jeder, was ihm schmeckt. Ihr könnt auch gerne bis in den Nachmittag hinein gemütlich mit Freunden frühstücken. Ich persönlich habe das letzte Mal das norwegische Frühstück probiert – mit knusprigem Sauerteigbrot, frischem Gemüse, hausgemachtem Kräuterquark und gekochtem Ei. Sehr lecker! Alle Brote und Brötchen kommen übrigens vom Bio-Bäcker Brotgarten, der gleich neben dem Café Röstwerk liegt. Auch den Kuchen kann ich dort sehr empfehlen – als bekennende Kuchenliebhaberin habe ich mich in den letzten Wochen schon einmal quer durch das Tortenangebot gefuttert: Vor allem der Blaubeerkuchen mit Baiser und der Käsekuchen haben mir sehr gut geschmeckt. Die Inhaber betreiben das Café erst seit dem Herbst und doch scheint es sich im Kiez schon zu einer festen Adresse für guten Kaffee und Kuchen etabliert zu haben. Ich schaue jedenfalls gerne bald wieder einmal dort vorbei.
3. Buchhandlung Langer Blomqvist an der Kantstraße
Schon wieder nichts zu lesen? Da ich in der Woche jeden Tag mit der S-Bahn zwischen Berlin und Potsdam pendele, ist mein Lesestoff leider immer viel zu schnell aufgebraucht. Dann hilft nur noch eins: Schnell noch in der Buchhandlung Langer Blomqvist vorbeischauen. In unmittelbarer Nähe zum S-Bahnhof Charlottenburg kann ich hier wunderbar nach Feierabend noch vorbeigehen und mir aus den unzähligen Kisten und Kartons ein neues Buch heraussuchen. Der Laden ist ein wahres Paradies für jeden, der gerne stöbern und Neues entdecken möchte. Ich bin hier schon auf einige Bücher gestoßen, die mir in einem anderen Buchladen vermutlich gar nicht aufgefallen wären. Das Gute: Fast alle Bücher gibt es zum halben Preis! Verkauft werden hier nämlich sogenannte Mängelexemplare, die aber – meiner Meinung nach – nicht wirklich gravierende Mängel haben. Thematisch ist das Sortiment breit gestreut: Belletristik, Krimis, fremdsprachige Bücher, Klassiker, Kunstbände, Kochbücher, Kalender… Ich habe in diesem Buchladen schon viele Stunden verbracht. Und am Schluss gehe ich eigentlich immer mit einem guten Buch wieder raus.Wie gut kennt Ihr Berlin-Charlottenburg? Welches sind dort Eure Lieblingsplätze? Ich freue mich über Eure Kommentare!
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